Köln wollte ein Wunder

Lutz Tempel
Lutz Tempel

Wer Köln kennt, den überrascht nicht, dass sich nun gerade die Presse, die Politik und die Verantwortlichen der Bühnen wundern, dass Oper und Schauspiel nicht pünktlich eröffnen. Dabei hätten genau sie das schon 2010 verhindern können.

Denn bis zu diesem Zeitpunkt existierte ein angemessener Entwurf, der einen Neubau des Schauspielhauses vorsah. Die Planung dazu war bereits beauftragt, doch dann bildete sich eine Allianz aus Presse, CDU und den Grünen, die dem vermeintlichen Bürgerwillen folgen wollten und unter der Führung der damaligen Intendantin Karin Beier ein alternatives Konzept durchpeitschten, ohne dass dieses jemals seriös geprüft worden war.

Fachleuten wurde kein Glauben geschenkt, Karin Beier wurde gar im Karneval als Retterin der Kultur hochgelobt. Gleich darauf verschwand sie – viel zu spät – nach Hamburg, um die eigene Suppe nicht auslöffeln zu müssen, während ihre Helfershelfer besonders von CDU und Grünen heute dicke Krokodilstränen vergießen. Sie sollten stattdessen das Feld räumen, denn versagt haben genau sie im Unterausschuss Kulturbauten, in dem natürlich fast nur Kulturpolitiker und keine Fachleute sitzen, nämlich genau jene, die damals die falsche Weichenstellung gesetzt haben. Auf die erforderliche Kontrolle wurde verzichtet.

Diese Kulturpolitiker, aber auch die damals Verantwortlichen in der Presse sollten zur Kenntnis nehmen, dass es Wunder nicht gibt. Eine Sanierung solcher Gebäude mal eben so nach dem modernsten Standard und dem heute erforderlichen Brandschutz war in der Zeit und zu den Kosten nie möglich. Das wollte man nicht wahrhaben und wartete brav auf das Wunder. Das blieb nun aus, obwohl sich die Verwaltung alle Mühe gegeben hat, es mit zusätzlichem Geld herbeizuzaubern. Die wahrhaft Schuldigen sitzen derweil immer noch im Rat. Und Köln erhält nun keine neuen sondern sanierte Gebäude (mit einer kürzeren Lebensdauer) für mehr Geld nach einer längeren Bauzeit.