Offener Brief
Kölner Stadt-Anzeiger
Regionalausgabe Porz vom 02. Oktober 2012
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Pauls,
über Ihre Berichte auf der Titelseite der Porzer Ausgabe sind wir deutlich gesagt entsetzt. Der Kommentar von Renate Hoffmann über das Armutszeugnis für eine Großstadt zeigt vielmehr das Armutszeugnis Ihrer Redaktion.
Renate Hoffmann hat am Stadtteil-Spaziergang mit Jürgen Roters nicht teilgenommen. Hätte sie dieses getan, wäre ihr bewusst geworden, dass die Kölner Verwaltung nicht beweisen will, was alles nicht geht, sondern im Gegenteil Gespräche führt und Lösungswege sucht, obwohl der Gebäudeverkauf in hohem Maße von privaten Interessen Einzelner abhängt.
Der Kölner OB hat den Teilnehmern der Begehung ausführlich die Problemlage dargestellt und deutlich gemacht, dass die Stadt Köln berechtigte Hoffnung hat, die Porzer Immobilie unabhängig und zeitlich deutlich früher (!) als die anderen Hertie-Gebäude, für die sich alle Städte, auch Köln, in der Bingener Erklärung zusammengefunden haben, einem neuen Investor übergeben zu können. Dazu laufen auf zahlreichen Ebenen Gespräche, die vielleicht schon im Jahre 2013 zu einem guten Ergebnis führen können.
Besonders der Kommentar, aber die gesamte Berichterstattung bestätigt im Nachhinein die Auffassung einer Teilnehmerin der Begehung (nicht der SPD angehörend) , dass die Problematik um Hertie immer nur negativ dargestellt werde. Sie schilderte auf dem Friedrich-Ebert-Platz, dass sie froh sei, wie offen über das Thema geredet werden könne und dass sie endlich einmal Fakten erfahren würde. Schade, dass dieses in Ihrer Redaktion keinen Anklang gefunden hat.
Die Zeilen Ihres Kommentars waren offenbar schon vor dem Besuch des Oberbürgermeisters geschrieben. Der negative Tenor schien von Beginn an festzustehen. Dies beweist zum Beispiel der Hinweis des Redakteurs Schriefer am Rande des Spaziergangs, dass man dem OB am Dienstag vorwerfen wolle, sich zum Beispiel nicht um die Bingener Initiative gekümmert zu haben.
Dass ein Redakteur mit einer festgefügten Meinung zu einer Veranstaltung kommt, widerspricht zumindest unserer Auffassung eines unabhängigen und überparteilichen Journalismus.
Der Kommentar schließt damit, dass das Treffen in Bingen und die Gesetzesinitiative im Bundesrat, die im Übrigen von der SPD ausgeht, Hoffnungsschimmer seien. Dies ist bezogen auf die Porzer Immobilie einfach sachlich falsch. Die Gesetzesinitiative der beiden Bundesländer Bremen und NRW ist natürlich positiv, kommt für Porz jedoch zu spät. Der Zusammenschluss aus Bingen lässt auch kein kurzfristiges Ende erwarten. Dazu setzen wir, im Gegensatz zu Ihrer Redaktion, auf den Kölner OB, der deutlich gemacht hat, dass eine schnelle Lösung nur dann erreicht werden könne, wenn sie nur das Kölner Haus betrifft.
Wir würden es sehr begrüßen, wenn Ihre Redaktion in naher Zukunft wieder zu einer lange vermissten objektiven Darstellung zurückkehren würde. Auch wäre es schön, wenn Sie einzelne Aussagen nicht aus dem Zusammenhang reißen und negativ verfälschen würden. So hat der Rechtsunterzeichner z. B. nicht erklärt, der Besuch des OB sei reine Routine. Vielmehr hat er erläutert, dass der OB regelmäßig Stadtteilspaziergänge machen würde, um sich die Situation in den einzelnen Ortsteilen selbst ansehen und sich eine eigene Meinung bilden zu können. Insofern gab es eben nicht den besonderen Anlass, wegen dem der OB ausgerechnet an diesem Tag Porz besuchte, den Ihr Redakteur Roland Schriefer aber unbedingt haben wollte und eben danach fragte.
Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre fehlerhafte Darstellung kurzfristig korrigieren würden. Dafür vorab vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo JureckLutz Tempel