
Aus allen Nähten platzte das Alt-Poller Wirtshaus, als die Sozialdemokraten zur Mitgliederversammlung zum Thema SPD, wohin? eingeladen hatten. Unmittelbar nach dem Dresdner Parteitag hatten die beiden SPD-Ortsvereine Poll und Ensen/Westhoven die Initiative ergriffen und eine Mitgliederversammlung einberufen. Mehr als 50 Genossinnen und Genossen folgten der Einladung. Als kompetenter Referent berichtete Martin Dörmann, der örtliche Bundestagsabgeordnete, ausführlich über den Zustand der Partei nach der Bundestagswahl.
Dörmann begrüßte die Wechsel an der Spitze der Bundespartei ausdrücklich und lobte die offene Diskussion auf dem Dresdner Parteitag und in der neuen Bundestagsfraktion, der er nach seiner erneuten Direktwahl im Wahlkreis Porz, Kalk und Innenstadt wieder angehört. Es sei nach der verloren gegangenen Bundestagswahl ein Ruck durch die Partei gegangen, der nicht nur zum Austausch von Personen an der Parteispitze geführt habe, sondern auch zu einer sehr offenen inhaltlichen Diskussion: Auf dem Parteitag gab es mehr Wortmeldungen als in den letzten 10 Jahren zusammen. Die offene innerparteiliche Diskussion setzte sich auf dem Bundesparteitag in Dresden fort. Wir brauchen eine ehrliche Selbstkritik, die konstruktiv nach vorne gerichtet ist. Dabei ist die Debatte jetzt nicht mehr durch vermeintliche Sach- oder Koalitionszwänge von vornherein blockiert, bemerkte der Bundestagsabgeordneter durchaus selbstkritisch.
Die zahlreich erscheinen Mitglieder auch aus den benachbarten SPD-Ortsvereinen griffen Dörmanns Thesen gerne auf. Sitzungsleiter Simon Bujanowski, der Poller SPD-Ortsvereinsvorsitzende, musste viel Geschick aufbringen, damit alle Redner zu Wort kommen konnten: So eine rege und auch sachlich kontroverse Diskussion habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Man fühlte förmlich die Erleichterung vieler Mitglieder, nicht nur immer die Regierungspolitik verteidigen zu müssen. Und man spürt, dass viele frische Ideen jetzt das Tageslicht erblicken dürfen. Opposition ist halt nicht immer Mist.
Bujanowski bemerkte weiter: Wichtig ist mir, dass wir nun die Chance nutzen, verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen. Dazu gehört insbesondere Zeit und Kraft zur Entwicklung neuer Konzepte, an der sich alle in der Partei beteiligen sollten, der Ortsverein ebenso wie der neu gewählte Bundesvorstand. Nur so können wir aus Bundesebene wieder regierungsfähig werden.