SPD-Projekt „macht Schule“: „Schützenhilfe“ aus Wahnheide

Freizeitvergnügen für Kinder
Hütten bauen und spielen

Eine Initiative aus Eltern wünscht sich einen Bauspielplatz auf dem Madaus-Gelände in Merheim und will selbst mit anpacken, um einem Beispiel aus dem Porzer Süden zu folgen:

Ein Bauspielplatz für die Merheimer Kinder soll her. „Die Stadtplaner berücksichtigen leider kaum Erlebnisfreiräume oder ähnlich wilde Gelände, die die Kinder zu freiem und kreativem Spiel motivieren“, sagt Mutter Nicole Adler. Mit einer Reihe anderer Eltern hat sie sich zu einem „Aktionsbündnis“ zusammengetan und in kurzer Zeit mehr als 150 Unterschriften für die Anlage eines Bauspielplatzes gesammelt.

Ein geeignetes Gelände scheint auch bereits gefunden, es liegt am Endes des Walnussweges – zwischen einem Bolzplatz und dem Autobahnzubringer. Wenn nur die Stadt „mitspielen“ würde…

Die heute brachliegende Fläche zeigt Parallelen zum städtischen Grundstück an der Gernotstr. 10 in Porz-Wahnheide auf, wo ein Förderverein seit über 15 Jahren den Bauspielplatz Senkelsgraben betreibt. Dieser ehemals unter städtischer Regie geführte Spielplatz wurde 1993 „aus Kostengründen“ von der Stadt geschlossen, so dass auch in Porz damals eine private Anwohnerinitiative in Form des heutigen Fördervereins gegründet wurde.

Auch die Grundstückslage zeigt Ähnlichkeiten zur heutigen Situation in Merheim: Der Bauspielplatz am Wahnheider Senkelsgraben liegt im Schatten des Lärmschutzwalls an der Autobahn A59 zwischen einem Kleingartengebiet und städtischem Grün mit Bolz- und vernachlässigtem Spielplatz neben der Heidestraße.

Eigentlich ideale Voraussetzungen für den Start des Projektes „Bauspielplatz für Merheim“, wenn nur die Stadtverwaltung „mitspielen“ würde, zeigen sich die Initiatoren neben Nicole Adler enttäuscht:

Die Stadt sei „lediglich für die in den Bebauungsplänen festgelegten öffentlichen Spiel- und Bolzplätze“ zuständig, teilte Regine Pirousmand vom Amt für Kinderinteressen der Initiative mit. Und: „Eine öffentliche Fläche in Funktion eines Bauspielplatzes ohne Betreuung durch Mitarbeiter der Stadt ist im Übrigen auch aus Haftungsgründen nicht möglich“, begründet man die Ablehnung bürokratisch.

Eine Haltung, für die man auch in Porz-Wahnheide kaum Verständnis aufbringen kann: „Wenn die Stadt die Messlatte so hoch hängt, müssen wir wohl bald auch unseren Betrieb schließen“, orakelt Karl-Heinz Tillmann, Geschäftsführer vom Förderverein Bauspielplatz Senkelsgraben in Wahnheide e.V.

Und die Vereinsvorsitzende Marion Tillmann fügt hinzu: „Wir werden die Initiatoren aus Merheim nicht enttäuschen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es darum geht, Spaßbremsen Wege zum Aufbau eines in privater Hand betriebenen Abenteuerspielplatzes aufzuzeigen“. Tatsächlich wurden bereits Gespräche mit den Merheimer Initiatoren aufgenommen, um „Schützenhilfe“ zu gewähren.

Auch der Wahnheider Bauspielplatz, auf dem erstmals 1979 durch eine politische Initiative des SPD-Ortsvereins Wahn, Wahnheide, Lind, Libur in den Sommerferien Holzhütten gebaut wurden („Kinder bauen ihre Stadt“), hatte immer wieder mit bürokratischen Hürden zu kämpfen.

„Selbstverständlich besteht die Gefahr, dass sich ein Kind trotz Anleitung und Betreuung einmal auf den Finger kloppt – und auch schon mal liegt ein Nagel auf dem Boden“, weiß Tillmann zu berichten und räumt ein, dass "man sich an der heimischen Spielekonsole nicht weh tut und virtuelles Wetter am Computer eben nicht nass macht."

Um aber für Gesundheit an der frischen Luft und Bauspaß zu sorgen, benötigt man keine städtischen Kontrolleure oder hoheitliche Oberaufsicht in Wahnheide.

„Wir geben Handschuhe, Sicherheitshelme aus und achten immer auf festes Schuhwerk. Motor- und elektrisch betriebene Geräte sind zudem für die Kinder tabu. Und eine neutrale Sicherheitsbegehung und Gefährdungsabschätzung nach den Vorgaben der Berufsgenossenschaft haben wir ebenfalls absolviert“, beschreibt Karl-Heinz Tillmann die gesetzten Rahmenbedingungen.

Dass die Wahnheider Standards auch in „Zeiten zunehmender Regulierung“ vor der Stadt standhalten, zeigt auch die Tatsache, dass „wir erst nach zähen und schwierigen Verhandlungen mit der Stadt Köln im Jahre 2008 die endgültige Bestandssicherung in Form eines unbefristeten Mietvertrages für unser 6.500 qm großes Gelände erhalten haben“, ist Karl-Heinz Tillmann vom Erfolg der Merheimer Initiative überzeugt.

In Merheim hofft man nun auf Einsicht bei der Politik. Die Wohnungsbaugesellschaft GAG unterstützt immerhin die Vorschläge der Initiative und will einen Bauwagen und Baumaterial zur Verfügung stellen. Nicole Adler möchte einen Trägerverein gründen und die Aufsicht mit einigen Müttern und engagierten Jugendlichen selbst in die Hand nehmen. „Voraussetzung ist ein Zaun und ein abschließbares Tor“, meint Rita Hennes, Mutter von zwei Kindern. „Das müsse doch zu machen sein“, fragt sich SPD-Ratsherr Michael Neubert, der bestätigt, dass „das Grundstück der Stadt gehört und von der Lage her gar nicht anders zu nutzen ist.“

Ähnlich sieht das Kölns SPD-Chef Jochen Ott, der bei der GAG im Aufsichtsrat sitzt. „Die Wohnungsbaugesellschaft ist interessiert, dass auf dem Gelände etwas passiert, was den Wünschen der Bewohner entgegenkommt“, freut sich Jochen Ott über die Unterstützung aus Wahnheide.