Elternwille hat Vorrang

Fraktionsvorsitzender der SPD im Kölner Rat Martin Börschel

Jahr für Jahr werden 900 Schülerinnen und Schüler an Kölner Gesamtschulen abgelehnt, weil Plätze fehlen. SPD und Grüne fordern nun im Schulausschuss, dass die Verwaltung noch in diesem Jahr eine Bedarfserhebung startet.
Dazu soll unter den Eltern aller Viertklässler eine Abfrage zum anstehenden Wechsel ihrer Kinder auf eine weiterführende Schule erfolgen. Zusätzlich sollen die Eltern gefragt werden, ob sie das Angebot für ein längeres gemeinsames Lernen in Köln für ausreichend erachten und ob der Wunsch nach einem gemeinsamen Unterricht zur Integration behinderter Kinder besteht.
Dazu die schulpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion Ulrike Heuer: „ Der Trend zum längeren gemeinsamen Lernen hält an. Vielfach stimmen die Eltern mit den Füßen ab. Die Zahl der Hauptschüler in Köln schrumpft stetig. Weitere Schulen stehen vor dem Aus, obwohl sie gute Arbeit leisten. Wir brauchen eine zuverlässige Datenbasis, um zu sehen welche Handlungsoptionen sich für die zukünftige Schulentwicklungsplanung ergeben. Die von uns angeregte Fachtagung mit Eltern und Schulvertretern wird – davon bin ich fest überzeugt – den Wunsch nach einer durchlässigen Schullaufbahn unterstreichen. Modern ist die Schule, die alle integriert.“
SPD-Fraktionsvorsitzender und Landtagsabgeordneter Martin Börschel unterstreicht den Willen zur schulpolitischen Veränderung: „Unser dreigliedriges Schulsystem ist nicht mehr zukunftsfähig. Nicht zuletzt durch die Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre für Gymnasiasten ist die Schullandschaft in Bewegung geraten. Die Präferenzen der Eltern haben sich verändert, was die Landesregierung allerdings schlichtweg ignoriert. Und das, obwohl sie sich schon vor dem Kölner Verwaltungsgericht eine blutige Nase geholt haben. Das hatte im Februar entschieden, dass für die Einrichtung einer integrativen Schule wie etwa einer Gesamtschule nicht zwingend ein Drittel der angemeldeten Kinder eine Gymnasialempfehlung haben muss. In verschiedenen Gemeinden wie Bonn und St. Augustin hatte sich bei Elternbefragungen eine deutliche Mehrheit der Eltern für ein längeres gemeinsames Lernen ausgesprochen.
Völlig unverständlich auch die Haltung des Landes, bestimmte Schulformen nur im Halbtagsbetrieb zuzulassen. Wie die Erfolgstory unserer OGTS in Köln beweist, ist die Entwicklung von Ganztagsstrukturen auch an weiterführenden Schulen nicht mehr aufzuhalten.“