
Wenn man Marc Jan Eumann eine Weile beobachtet, kommt man nicht auf die Idee, einen vor sich zu haben, der Menschen nachhaltig verschrecken kann. Vielmehr wirkt der 42-jährige Kölner SPD-Politiker auf ganz besondere Art zuvorkommend und manchmal sogar ein bisschen servil. Den Eindruck erweckt zumindest sein Messdienerlächeln, das dem NRW-Landtagsabgeordneten auch nach vierstündiger Sitzung noch einen Hauch von jugendlicher Frische verleiht. Kaum zu glauben, so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG auf ihrer Mediensteite vom 31.5.2008, dass hinter dieser Fassade ein echter Gremien-Gremlin stecken soll, einer, der mitverhindert hat, dass Fritz Pleitgen eine dritte Amtszeit als WDR-Intendant antreten konnte, einer, der nicht unwesentlich daran beteiligt war, dass der Wechsel von Günther Jauch zur ARD scheiterte.
Wörtlich lesen wir in der SZ:
"… Eumann wuchs am linken Niederrhein in durchaus behüteten familiären Verhältnisse auf und trat 1987 nach der verlorenen Bundestagswahl in die SPD ein. Bis 1991 studierte er Geschichte und Völkerrecht, weil er Journalist werden wollte. Dem machte aber der damalige Kölner Oberbürgermeister einen Strich durch die Rechnung, der ihn als Redenschreiber holte. Von dort wechselte er ins Arbeitsministerium nach Düsseldorf, wo er sich für Franz Müntefering um die Kommunikation kümmerte. "Da habe ich fast alles über Politik gelernt", urteilt Eumann. Was er wusste, setzte er um und kandidierte 1995 erstmals siegreich für den NRW-Landtag. Dass Medien dort rasch zu seinem Spezialgebiet wurden, mag an seinem Wahlkreis liegen. In Köln-Mülheim wird schließlich jede Menge Fernsehen hergestellt. Harald Schmidt und Stefan Raab zeichnen dort auf, und die Firma Brainpool sorgt für Nachwuchs in Sachen TV-Komik."
Die steile Karriere erhielt indes einen Dämpfer, als 2002 der Kölner Spendenskandal Wellen schlug. Auch Eumann, so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, hatte von der Partei eine Spendenbescheinigung angenommen, ohne sie ausreichend geprüft und hinterfragt zu haben. Das gegen ihn eingeleitete Verfahren stellte die Staatsanwaltschaft indes gegen Zahlung eines niedrigen vierstelligen Betrags an eine gemeinnützige Organisation ein. "Ich habe einen Fehler gemacht, aber die Erfahrung war für mich wichtiger, als ich es damals wahrhaben wollte", kommentiert Eumann den Vorgang.
Weiter heißt es in dem Bericht der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Schon 2003 war Eumann wieder am Ruder und ging gleich mal auf Kollisionskurs. Als der damalige SPD-Ministerpräsident Peer Steinbrück sechs Thesen zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks veröffentlichte, stellte Eumann zehn dagegen. Heute möchte er seine Aufmüpfigkeit eher relativiert sehen. Eine öffentlich ausgetragene Differenz zwischen Ministerpräsidenten und einem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden sei eher die Ausnahme. Dass sich Sozialdemokraten nicht immer grün sind, wurde noch einmal demonstriert, als sich 2006 das SPD-Mitglied Fritz Pleitgen anbot, notfalls auch zum dritten Mal Intendant zu werden. Da aber war sein Parteigenosse Eumann vor. Nennt man ihn heute den Mann, der Pleitgen verhindert hat, sagt er in beinahe hanseatischer Bescheidenheit: ‚Diese Rolle maße ich mir nicht an.‘ Über die Frage einer dritten Amtszeit hätten Fritz Pleitgen und er lediglich unterschiedliche Ansichten gehabt, sagt er. So kann man das natürlich auch sehen."
"Lars Ricken der deutschen Medienpolitik"
Spricht man Fritz Pleitgen, so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, heute auf Eumanns Aktion an, stuft er sie als nachvollziehbar ein und erinnert daran, dass Eumanns Wunsch, Fritz Raff zum WDR-Intendanten zu machen, gescheitert ist. Als Medienpolitiker findet der alte Fritz seinen Genossen "ganz begabt, ganz nett" und erinnert an die starke Stunde der Rebellion gegen Steinbrück. "Er ist danach nicht wieder zu gleicher Form aufgelaufen", sagt Pleitgen und bezeichnet ihn in Anlehnung an den ewig Talent gebliebenen Fußballer als "Lars Ricken der deutschen Medienpolitik".
Weiter schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:
"Eumann trickst gerne ein bisschen. Stellt man ihm Fragen nicht hundertprozentig präzise, bekommt man eine korrekte Antwort, die aber möglicherweise haarscharf am springenden Punkt vorbei geht. Wer jemals versucht hat, ein Pfund Pudding an die Wand zu nageln, weiß, wie schwer man es mit Eumann haben kann. Allerdings kann der überzeugte Phoenix-Gucker auch konkret werden. Wenn die Rede ist von seiner Idee, einen ARD-Rat einzurichten, der die Vielstimmigkeit in einem Gremium bündeln könnte, dann formuliert er klar, und auch wenn er auf das ARD-Stück (Quoten, Klicks und Kohle) angesprochen wird, mit dem sich der SWR-Reporter Thomas Leif kürzlich für das System eine Spur zu stark gemacht hat, kommt Eindeutiges. "Das ist unterirdisch. Das bewegt sich auf demselben Niveau wie die Mindestlohnkampagne der Zeitungsverleger. Da hat Leif der ARD einen Bärendienst erwiesen‘, sagt Eumann, der gerne betont, dass er sich sonst höchst selten zum Programm äußert. Bei Jauch habe er das getan, sich einmal in den Streit um die Lady-Bitch-Ray-Nummer von Schmidt und Pocher eingemischt, und nun eben etwas zu Leif gesagt. Viel mehr sei da von ihm nicht zu erwarten, sagt er und lächelt mal wieder…"