
Die ehemalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger ist nach schwerer Krankheit am Montag (3.3.2008)verstorben. Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck würdigte Renger als "eine der großen politischen Persönlichkeiten der Nachkriegszeit", heißt es in einer Presseerklräung des Bundesvorstandes der SPD. Auch die Porzer SPD erinnert sich gern an Annemarie Renger: Am 1. Mai 1975 war sie Ehrengast der Porzer SPD beim "Großen Kinderfest" auf der Groov.
In der Presseerklärung des SPD-Bundesvorstandes heißt es weiter:
"’In einer Zeit, in der der Frauenanteil in der Politik noch einstellig war, hat sie selbstbewusst ihren Anspruch auf eine Führungsposition durchgesetzt‘, sagte Kurt Beck mit Blick auf ihre Vorreiter-Rolle an der Spitze des Deutschen Bundestages. Damit, so Beck, habe Renger ‚Geschichte geschrieben‘.
Auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, verneigte sich vor dem politischen Lebenswerk der Verstorbenen. Annemarie Renger habe die Nachkriegsgeschichte der SPD und die frühen Jahre der Bundesrepublik "entscheidend mitgeprägt", so Steinmeier…"
WELT ONLINE (3.3.2008) schreibt:
"Zwei Bilder symbolisieren das Leben und politische Wirken Annemarie Rengers. Da ist zum einen die junge, blonde, adrett gekleidete Frau, die den wesentlich älteren, einarmigen Kurt Schumacher nach dessen Beinamputation stützt. Zum anderen das Bild der gestandenen, weit über ihre eigene Partei geschätzten ersten Frau auf dem Sessel des Bundestagspräsidenten im alten Bonner Plenarsaal. Annemarie Rengers Leben war ebenso lang wie ungewöhnlich. So symbiotisch sie mit Schumacher verbunden war, so eng war sie mit Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie verwachsen…"
Weiter heißt es bei WELT ONLINE:
"…Den Höhepunkt ihrer politischen Karriere erreichte Annemarie Renger nach der Bundestagswahl 1972, mit der die SPD die stärkste Fraktion stellte. So wählte das Parlament erstmals eine Frau und erstmals einen Sozialdemokraten an seine Spitze. Mit Noblesse und präsidialem Stil wurde Renger rasch populärste deutsche Politikerin, geschätzt auch beim politischen Gegner. Wie Annemarie Renger in ihrer eigenen Person die Herkunft aus dem Arbeitermilieu mit Bildungsidealen und Partizipationsanspruch verknüpfte, wurde sie von unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen bewundert. Dazu zählten Arbeiter und Gewerkschafter, national denkende Protestanten, die schon für Schumacher geschwärmt und Adenauer misstraut hatten, allesamt anti-kommunistisch gesinnt, nicht zuletzt viele Frauen und Konservative, die in Renger die gute Seite der ihnen sonst suspekten SPD sahen. …"