Von der Sammelschiene bis zur Umgehungsstraße Zündorf

Noch nicht verwirklicht: Verlängerung der Lnie 7

30 Jahre lang hat sich der stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamtes Michael Irion mit der Entwicklung des Stadtbezirks Porz beschäftigt. Nun geht er in den Ruhestand. Er hat das Scheitern der Sammelschiene und die Bemühungen um die Umgehungsstraße Zündorf erlebt. Und er muss feststellen: Die Planung für Zündorf wurde in der eigentlich gewünschten Form mit der Umgehungsstraße, der Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 und der Besiedlung in Zündorf-Süd, bislang nicht verwirklicht. In einem Interview mit dem KÖLNER STADTANZEIGER (Lokalteil Porz vom 02.08.2007) zog er jetzt Bilanz.

Michael Irion verweist zu Beginn des Interviews auf die besonderen stadtplanerischen Merkmale des Stadtbezirks Porz. Wörtlich sagt er laut KÖLNER STADTANZEIGER:

"…Der Bezirk hat seine Eigenheiten, wozu auch die Geometrie des Rhein-"Knies" gehört. Zwischen Autobahntrasse, Eisenbahntrasse und dem Rhein wird es in Porz-Mitte eng. Im Süden wird es wieder sehr großzügig, im Norden davon etwas weniger großzügig, weil dort der Rangierbahnhof und die Gewerbegebiete sind. Das alles macht das Verkehrsthema in Porz zu etwas Besonderem. Im Gegensatz zu Kalk und Mülheim hat Porz eine sehr gute Infrastruktur mit Schiene, Straße und dem Flughafen. Bemerkenswert sind auch die großen Freiräume zwischen Zündorf, Wahn und Libur sowie die Wahner Heide und der Königsforst mit großen Freiflächen, aber auch Bauflächenpotenzial."

Zu den wichtigsten Entwicklungen in den vergangenen 30 Jahren zählt Irion an erster Stelle den Umbau des Porzer Stadtkerns. Die Konzepte, die es für Porz-Mitte vor der Eingemeindung 1975 gab, sind, so Irion, sehr behutsam und in enger Kooperation mit der Bezirksvertretung umgerüstet worden. Wörtlich:

"Die Porzer Ziele waren einfach zu ehrgeizig, das kann man an vielen Punkten beobachten. Nach der Eingemeindung war allen Beteiligten klar, dass man da eine Nummer zurück fahren muss. … Das wichtigste ist der Verzicht auf eine vierspurige Straße, die so genannte Sammelschiene, die mitten durch Porz und unter dem Parkhaus hindurch führen sollte. Außerdem sollte die alte Innenstadtbebauung weitgehend abgerissen und ersetzt werden durch viele Hochhäuser, zwei Kaufhäuser, ein Theater, ein Hochhaus für das Rathaus sowie eine Shopping Mall zwischen Friedrich-Ebert-Platz und dem jetzigen City-Center. Eine wichtige Aufgabe war aber auch die Entwicklung von Gewerbegebieten an den Autobahnabfahrten und des Nahversorgungskonzeptes, das klärt, wo der Einzelhandel angesiedelt wird."

Natürlich, so Irion, haben wir sicher auch Fehler gemacht. Wörtlich sagt er:

"… Nennen würde ich im Bereich Einzelhandel die Tatsache, dass wir auch Discounter an Stellen zugelassen haben, wo sie zwar genehmigungsfähig waren, man sie aber auch hätte verhindern können, beispielsweise an der Kölner Straße in Porz, in Poll und an der Kaiserstraße in Urbach. Sie alle sind nicht integriert in die örtlichen Geschäftszentren. Heute würde man bei einem solchen Bauantrag sofort einen Bebauungsplan aufstellen, der die Genehmigung solcher Bauanträge verhindern würde. "

Auf seinen Nachfolger kommen vielfältige Aufgaben zu, meint stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamtes Michael Irion. Wörtlich betont er:
"… Zum einen ist es nach wie vor der Stadtkern von Porz, das ist eine Daueraufgabe. Ich erwähne da nur einmal den Friedrich-Ebert-Platz und das Gelände von Berufskolleg und Musikschule. Da liegen Potenziale vor allem für Wohnnutzung, die sehr wichtig sind für den Stadtkern. Ich erwähne hier auch die Industriebrache Dielektra direkt am S-Bahnhof Porz, die schon seit Jahren leer steht, und das Highlight für Wohnen an der André-Citroën-Straße in Westhoven. Auch die Nahversorgung von Finkenberg und Gremberghoven ist noch nicht gelöst. Die Arbeit geht uns also nicht aus. …"

Zum Verhältnis zwischen der Bezirksvertretung Porz und der Stadtverwaltung erklärt Irion im Interview des KÖLNER STADTANZEIGER’s:

"BV und die Verwaltung ergänzen sich und sind aufeinander angewiesen. Dabei entstehen auf beiden Seiten Informationsbedarf, Differenzen und auch Frust. Es ist aber wichtig, dass die Fachverwaltung kontinuierlich und mit einem festen Ansprechpartner auftreten kann, damit ein Dialog möglich ist. Die BV ist von Natur aus misstrauisch, sie ist ungeduldig, sie ist neugierig, sie steht auch unter Druck der örtlichen Bevölkerung, sie ist ja der Ansprechpartner für unzufriedene Menschen und kennt sich vor Ort gut aus. Dieser Druck wird dann weiter gegeben und äußert sich in Unzufriedenheit mit der Verwaltung. Trotzdem und gerade deshalb ist der Kontakt zur BV notwendig, lehrreich, mühsam, aber auch unterhaltsam."

Seine Wünsche für Porz umreißt Michael Irion folgendermaßen:

"Ein mir besonders wichtiger Punkt: Der Stadtkern Porz steht und fällt aus meiner Sicht mit einem wirksamen City-Management sowie dem Gebäude von Hertie. Wir reden immer über zusätzlichen Einzelhandel und Gestaltung. Planungsrechtlich kann Hertie seine Verkaufsflächen verdoppeln. Der Block ist ein Produkt der 60er und 70er Jahre und in der heutigen Form einfach unattraktiv. Trotzdem steckt da ein großes Potenzial drin, etwa durch Verkaufsflächen-Erweiterung durch ein Shop-in-Shop-System im Erdgeschoss. Es kann nicht sein, dass ein Kaufhaus nur geschlossene Fassaden hat – und das mitten im Stadtkern. Es wäre schon hilfreich, wenn an den Ecken Gastronomie oder Geschäfte das Haus lebendig erscheinen lassen. Das würde den Block und die gesamte Porzer Innenstadt attraktiver machen."

Abschließend stellt der KÖLNER STADTANZEIGER Zitat "eine provokante Frage: Wann kommt die Umgehungsstraße Zündorf?"

Darauf antwortet Irion:

"Das ist sicher eine der schwierigsten Fragen, und es ist bedauerlich, dass ich da nur Kaffeesatz lesen könnte. Bislang war jede Aussage zu diesem Thema falsch, und insofern könnte ich noch eine weitere falsche hinzufügen. Aber das werde ich lieber sein lassen."