
Mit überraschenden Feststellungen und Neuigkeiten wartete der Kölner Wirtschaftsdezernent Dr. Norbert Walter-Borjans auf dem Wirtschaftsdialog auf, den der SPD-Ortsverein gemeinsam mit gut 50 Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Bewohnern aus Wahn, Wahnheide, Lind und Libur in der Wahnheider Gaststätte Bonerath führte.
Die Verkehrsströme spielen bei der Standortprüfung für einen neuen Großmarkt einer untergeordnete Rolle, denn die finden auch am heutigen Standort staufrei in der Zeit von 2 Uhr bis max. 6 Uhr morgens statt, so Dr. Walter-Borjans (SPD), der als Wirtschaftsdezernent seit Juli 2006 u. a. auch für das Strategische Marktwesen und damit für den Kölner Großmarkt zuständig ist.
Neben einer breiten Diskussion über die Einzelhandelssituation, der Flug-, Eisenbahn- und Lärmbelästigung bildete die Standortdebatte für eine Großmarktumsiedlung nach Porz-Wahn einen Schwerpunkt im Wahner Wirtschaftsdialog. Fachreferent Martin Murrack vom Wirtschaftsdezernat gab in einer Präsentation Einblicke in die inzwischen abgeschlossene Standortanalyse innerhalb eines Großmarktkonzeptes, das dem Rat jetzt zur weiteren Entscheidung vorgelegt wird.
Wichtigste Botschaft aus den Untersuchungen ist, dass aufgrund langfristig bestehender Grundstücks-Pachtverträge am derzeitigen Standort sowie Freistellungskosten von bis zu 100 Mio. Euro eine kurzfristige Umsiedlung klar ausscheidet. Erst wenn im Jahre 2020 rund zwei Drittel der Verträge auslaufen, soll eine Verlagerung angegangen werden. Damit bestehe endlich die nötige Planungssicherheit für die derzeitigen Betreiber, die nunmehr in ihre Betriebe neue Investitionen vornehmen könnten.
Als verbliebene künftige Standorte stehen sich Lindweiler, Marsdorf, Venloer Str., aber eben auch – nach wie vor – der Raum Porz-Wahn als Alternativen im Großmarktkonzept gegenüber. Während die Größe der in Wahn vorhandenen Flächen den einzigen Pluspunkt ausmache, dürften die Eigentumsverhältnisse zum K.O."-Kriterium werden. Denn lediglich in Wahn besitzt die Stadt Köln keine eigenen Flächen und müsste das gesamte Gelände aus Privatbesitz aufkaufen, was die Umsiedlungskosten im Vergleich zu deutlich günstigeren Rahmenbedingungen in Marsdorf erheblich in die Höhe treibe.
Ohne einer Ratsentscheidung vorgreifen zu wollen, sprächen die wesentlichen Sachargumente nicht für eine Verlagerung nach Porz-Wahn. In der analytischen Betrachtung habe sich die Verwaltung nicht von Unterschriftsaktionen beeinflussen lassen, wie sie von der CDU in Wahn abweichend von Befürwortern aus den eigenen Reihen, wie z. B. dem Porzer Bezirksbürgermeister – durchgeführt wurde. Aufgrund der Allzuständigkeit des Rates könne die Verwaltung nur die Entscheidungsgrundlagen zur Beratung einbringen, letztlich wird die Standortentscheidung jedoch von den politischen Mehrheiten im Kölner Stadtrat getroffen, so der Wirtschaftsdezernent in seinem Fazit.
Die Teilnehmer nahmen ferner mit Zufriedenheit zur Kenntnis, dass die vorgetragenen Anregungen und Vorschläge zur Stärkung und Weiterentwicklung des lokalen Einzelhandels im Ortsvereinsbereich in dem gemeinsam zwischen Wirtschafts- und Planungsdezernat zu entwickelnden Einzelhandelskonzept im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten einbezogen werden sollen.
Auch die Eigentumsverhältnisse des Flughafens spielten eine Rolle, da der Bund derzeit überlegt, seinen Anteil zu verkaufen. In diesem Falle könnte die Stadt die Anteile erwerben und damit eine Zweidrittel-Mehrheit besitzen. Ortsvereinsvorsitzender Joisten unterstrich die Bedeutung des kommunalen Einflusses, der ausgebaut werden müsse: "Nur wenn die Stadt weiterhin bei allen strategischen Fragen Einflussmöglichkeiten besitzt, kann ein exzessiver Ausbau des Nachtflugverkehrs verhindert und die Finanzierung von Lärmschutzmaßnahmen gesichert werden."