SPD-Infoabend zur Bauruine Salmstraße

Gereizte Stimmung und kaum Perspektiven: Dies ist der Tenor der Berichterstattung über eine gut besuchte Veranstaltung des SPD-Ortsvereins Poll zum Thema Salmstraße in der Gaststätte Poller Haus. Das Szenario, das Michael Schleicher, Leiter der
Wohnungsversorgungsbetriebe, beim Infoabend für die Salmstraße zeichnete, war nicht rosig, berichtet die KÖLNISCHE RUNDSCHAU im Buch STADTTEILE vom 29.03.2007. Und der KÖLNER STADTANZEIGER schreibt in seiner Ausgabe vom 27.3.2007: "Auch Schleicher weiß zum aktuellen Zeitpunkt nicht, wie es weiter gehen wird auf der Salmstraße. "

In der KÖLNISCHEN RUNDSCHAU heißt es wörtlich:

"Schleicher sprach Tacheles: "Wir fühlen uns lächerlich gemacht." Ob der Bau vom jetzigen Investor, dem Bauunternehmen FAL, fertig gestellt werde, bezweifelt er. "Ich glaube das erst, wenn tatsächlich gebaut wird", so Schleicher,
der auch Eigenkritik übte. "Was wir uns selber vorwerfen müssen ist, dass wir uns so lange haben vertrösten lassen." Schleicher nahm die FAL und die Verkaufs-Entscheidung der Stadt aber auch in Schutz. "Der Investor hat an vielen Ecken
der Stadt vernünftig gebaut", erklärte Schleicher. Er habe die Klauseln (unter anderem Belegungsrecht durch die Stadt) im Gegensatz zu anderen Investoren akzeptiert, von daher habe nichts gegen den Verkauf gesprochen. Außerdem hatte die Wohnungsförderungsanstalt – eine Landes-Bank – das Projekt geprüft. "Und zwar härter und penibler, als wir jemals dazu in der Lage gewesen wären", so Schleicher. Die harte BonitätsPrüfung sei ein Grund, warum viele Investoren von derartigen
Bauprojekten abgeschreckt würden. Und dann sei passiert, womit nie jemand rechne, was aber immer wieder passiere: Der an vielen Projekten beteiligte Bauträger geriet ins "wirtschaftliche Trudeln", unter anderem auch durchInsolvenzen beteiligter Partner- und Fremdfirmen.

Die Stadt befinde sich vor einer Gratwanderung: Man könnte die (von der FAL geforderte) Garantie geben, damit die Landesbank die Finanzierung fortsetzt. Mit dem Risiko, dass sich am Status quo dennoch nichts ändert, das Vertröstungsspiel von vorne beginne und die Bauruine die nächsten Jahre
das Bild der Salmstraße bestimmt. Alternativ kann die Stadt nach Ablauf der Frist am 25. April das Gelände an einen neuen Investor weiterverkaufen. Dann drohe laut Schleicher jedoch ein unter Umständen mehrjähriger Rechtsstreit um die
Erstattung der bisherigen Bauleistungen. Die Bauruine werde dann ebenfalls bleiben. "Wir müssen uns spätestens bis zum 25. April eine Strategie überlegen, bis dahin kann die FAL machen, was sie will", sagte Schleicher."

Im KÖLNER STADTANZEIGER lesen wir:

"..Fakt ist, dass der Stadt bislang noch die Hände gebunden sind. Erst am 25. April läuft die Frist ab, bis wann der Investor, das Bauunternehmen F.A.L., die Wohnungen fertig gestellt haben sollte. Danach könnte die Stadt reagieren und von ihrem Rückübertragungsrecht, das ihnen vertraglich zugesichert ist, Gebrauch machen, um das ehemals städtische Grundstück vom Käufer zurück zu verlangen. Dies sei allerdings eine sehr komplizierte und langwierige Angelegenheit, so dass die städtischen Juristen davon abrieten. "Das kann in einem zehnjährigen Entschädigungsprozess mit Gutachten und Gegengutachten ausarten", warnt Schleicher die Anwohner. "Und so lange hätten Sie dann auch die Baustelle hier."

Doch so weit muss es nicht kommen. F.A.L.-Chef Thomas Freericks habe Schleicher ganz aktuell mitgeteilt, dass er einen neuen Investor habe, der das Projekt übernehmen und dann auch zu Ende bauen wolle. Dies bestätigte Freericks auch gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger und gab sich zuversichtlich, "dass in den nächsten zwei Monaten weiter gebaut werden kann." "Ich glaube nichts mehr, bis da nicht auch tatsächlich Maurer am Werk sind", erklärte hingegen Schleicher bei der Infoveranstaltung. Und dennoch: Aus Sicht der Stadt sei es immer noch besser, den Versprechen Freericks zu glauben als eine Klage anzustreben."

Auf die Frage von Bürgern, warum die Verwaltung nicht schon bei der Käuferwahl besser geachtet habe, unterstrich Schleicher mehrfach, dass der Investor Freericks zunächst als die richtige Wahl galt. "Das war eine anerkannte Firma, gegen die absolut nichts einzuwenden war", erklärte der WVB-Leiter. Die Probleme fingen erst an, als das "Imperium ins wirtschaftliche Trudeln" geraten sei. Die ganze Angelegenheit sei auf Grund der zahlreichen Firmen, die Thomas Freericks und sein Vater Fritz besitzen, auch für ihn sehr undurchsichtig. ‚Wenn jemand über 50 Firmen hat, weiß ich nicht, wo das Geld ist und wer pleite ist.’…"

Das Grundstück an der Salmstraße, so der KÖLNER STADTANZEIGER, steht seit Jahren in der Diskussion. Zunächst, weil in den alten Gebäuden Flüchtlinge untergebracht waren, später, weil nach dem Abriss der Häuser nach Vorstellungen der Stadt dort Sozialwohnungen enstehen sollten; viele Poller Bürger hätten stattdessen lieber ein Altenheim dort gesehen. Seit dem Sommer 2005 stehen die Arbeiten allerdings still – die Firma "Fritz Freericks Wohnbau GmbH" ging in die Insolvenz. Die Nachfolgerfirma F.A.L. verhandelt seitdem mit der Hausbank und auch mit der Wohnungsförderungsanstalt in Düsseldorf über die weitere Finanzierung – schließlich fließen auch Fördermittel des Landes in das Bauvorhaben. Nach außen tat man hingegen immer so, als stünde die Wiederaufnahme der Arbeit kurz bevor. "Es ist eine sehr schwierige Situation", fasste Schleicher die Angelegenheit in einem Satz zusammen.