Lesezeichen: „Ein Mann der einfachen Richtlinien“

Mit Kurt Beck steht wieder ein Mann an der Spitze der Sozialdemokratie, der diese Partei in fast perfekter Weise verkörpert. Er ist ein Mann der einfachen Richtlinien und verkörpert auf für heutige Zeiten erstaunliche Weise Traditionen der SPD. Dies ist der Tenor der großen deutschen Tageszeitungen zur Wahl von Kurt Beck.

Aus der zweiten Reihe ist Kurt Beck jetzt an die Spitze getreten und zum SPD-Vorsitzenden gewählt worden, schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. Wörtlich lesen wir:

"Beck verkörpert auf für heutige Zeiten erstaunliche Weise Traditionen der SPD. Er hat nicht studiert, und selbst die mittlere Reife erst auf dem zweiten Bildungsweg abgeschlossen. Der Vater war Maurer. In der Südpfalz (Steinfeld) wuchs Beck auf. 1949 war er in Bad Bergzabern geboren worden. Menschen aus seinem Milieu und jenen Landstrichen gingen damals nicht auf das Gymnasium – außer dem Sohn des Arztes, wie Beck es einmal formulierte…"

Eine solche Biographie, so die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, prägt auch politisch. Wörtlich:

"Beck hatte gar nicht die Gelegenheit, ein „Achtundsechziger“ zu werden. Er spielte auch keine große Rolle, als die Jungsozialisten in der SPD stark und einflußreich wurden, obwohl er genau zu jener Zeit (1972) in die SPD eingetreten war. Er wirkte in regionalen Parteigliederungen, wurde Mitglied des Kreistages Südliche Weinstraße und Ortsbürgermeister. Noch heute lebt er in seiner Heimat, läßt sich dort blicken und hält regelmäßig Sprechstunden als Politiker ab. Gemeinhin wird das – im politischen Gewerbe – als Bodenständigkeit bezeichnet. Beck pflegt das Image, hat es doch positive Nebenfolgen. Er gilt als solide und verläßlich. Seinen Ehrgeiz trägt er nicht vor sich her. …"
Abschließend heißt es in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:

"… Jetzt will er den Weg der SPD im Bund prägen – länger als seine Vorgänger, womöglich mit einem anderen – nicht so herrischen – Stil. Er weiß, was er will. Seine nächste Entscheidung steht spätestens Ende 2008 an – die über die Kanzlerkandidatur 2009."

Mit Kurt Beck steht seit gestern wieder ein Mann an der Spitze der Sozialdemokratie, der diese Partei in fast perfekter Weise verkörpert. Diese Meinung vertritt die Tageszeitung "DIE WELT".
Wörtlich schreibt das Blatt:

"Im Vergleich mit seinen Vorgängern im Amt, allzumal den Enkeln Willy Brandts, fällt dabei zweierlei auf: Beck hat seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet. Und er hat sich selten um Ämter beworben, geschweige denn darum gekämpft oder gar am Zaun des Kanzleramts gerüttelt. Es war der protestantisch-hanseatische Bildungsbürger Klaus von Dohnanyi, der während seiner politischen Arbeit bei der rheinland-pfälzischen SPD den katholischen Handwerkersohn Beck als politisches Talent entdeckte und ihn zu Beginn seiner Karriere kräftig förderte. Er habe Beck einst geraten und gedrängt, für den Mainzer Landtag zu kandidieren, sagt von Dohnanyi. Er sieht in ihm "eine große Chance für die SPD"…"

Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel hatte Beck Ende der achtziger Jahre bei einem seiner zahlreichen Bezirksbesuche kennengelernt, schreibt
"DIE WELT" weiter. Wörtlich:

"Beck war damals Parlamentarischer Geschäftsführer der Mainzer Landtagsfraktion, und Vogel erlebte Beck schon damals als bodenständig und als jemand, "der mit den Menschen vernünftig und ohne jede Klischees redet, sie ernst nimmt". Vogel rechnet Beck hoch an, daß dieser "Medienspektakel" nicht schätze, wohl aber "die Lebenswelt der meisten Menschen einschätzen kann". Beck hatte in den vergangenen Jahren immer wieder anderen in seiner Partei den Rücken freigehalten. Wenig später ergriff er die Gelegenheit, eben jene Funktionen selbst zu übernehmen. Es lag dabei stets auf der Hand, daß er der richtige Kandidat war. Dennoch ließ er sich erst bitten und dann in die Pflicht nehmen. Das Wort "Pflicht" betont er gern, nicht nur das unterscheidet ihn von Oskar Lafontaine…"

Unter der Überschrift "Der letzte Mann der SPD" zieht die "SÜDDEUTSCHE ZEITUNG" folgende Bilanz:

"… Seine Bewerbungsrede ließ offen, wo er eigentlich steht. Beck will das Profil der SPD als "linke Volkspartei" schärfen und diese stärker in die Regierungsarbeit einbinden; er hat sich damit dem Ton nach von Schröders Agenda abgesetzt. Er hat aber zugleich gesagt, dass die SPD nichts von dem zurückzunehmen hat, was sie beschlossen hat. Beck fällt es zu, die SPD aus ihrer Orientierungskrise herauszuführen. " Junge, das ist eine große Baustelle", habe sein Vater gesagt. Man darf Beck und der SPD wünschen, dass die Baustelle für den neuen Vorsitzenden nicht zu groß ist."