LESEZEICHEN: Wahlsieger „König Kurt“

Schon seit vielen Jahren gilt Kurt Beck als der Sympathieträger schlechthin in seinem Bundesland. Nun wurde dies deutlicher denn je bestätigt: Der 57jährige holte mit 45,6 Prozent das bislang beste SPD-Ergebnis in Rheinland-Pfalz und erstmals die absolute Mehrheit für die Sozialdemokraten, berichten übereinstimmend deutsche Zeitungen.

Die Tageszeitung DIE WELT schreibt in ihrer Ausgabe vom 27.03.2006:

" Statt sich selbst zu feiern, stellte er sich sofort wieder in den Dienst der Partei. Das Ergebnis sei ‚ein Signal, daß die SPD wieder Landtagswahlen gewinnen kann‘.Daß Beck im vergangenen Jahr seinem Bundesland treu blieb, dürften ihm seine Anhänger hoch angerechnet haben. Als die Sozialdemokraten im Bund nach dem Rückzug von Franz Müntefering einen neuen Parteivorsitzenden suchten, ließ Beck dem Brandenburger Matthias Platzeck den Vortritt. Statt im gesamten Bundesgebiet war der 57jährige in den vergangenen Wochen zwischen Koblenz, Kaiserslautern und Mainz unterwegs, um für seine Wiederwahl zu kämpfen…"

Noch immer, so DIE WELT, lebt Beck im südpfälzischen Steinfeld, wo er als Sohn eines Maurers aufwuchs. Er besuchte die Volksschule und machte eine Ausbildung zum Elektromechaniker, arbeitete als Funkelektroniker beim Heeresinstandsetzungswerk in Bad Bergzabern in der Nähe seines Heimatortes und holte den Realschulabschluß auf dem zweiten Bildungsweg nach. Er stieg bis zum Vorsitzenden des Bezirkspersonalrats beim Territorialkommando in Heidelberg auf und ging schließlich in die Politik.

Wörtlich lesen wir in der WELT."’Nah bei den Menschen sein‘, nennt Beck selbst sein Markenzeichen. Der Mann mit dem grauen Bart gilt als bodenständig und hat den Ruf eines vermittelnden Politikers. Seit 1979 sitzt Beck für die SPD im Landtag. Er war zunächst sozialpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion und wurde später parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion sowie Landesgeschäftsführer der SPD. Als die SPD 1991 als Sieger aus der Landtagswahl hervorging und gemeinsam mit der FDP eine Regierungskoalition bildete, übernahm Beck den Vorsitz der Landtagsfraktion. Im Oktober 1994 wurde er Ministerpräsident. Zweimal, bei den Landtagswahlen 1996 und 2001, wurde er in diesem Amt bestätigt. Als letzter SPD-Ministerpräsident in einem westdeutschen Flächenland führte er bundesweit die einzige sozial-liberale Koalition…"

Becks jüngster Wahlerfolg ist nicht nur sein persönliches Verdienst, sondern auch das Ergebnis eines perfekt inszenierten Wahlkampfes, meint die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG in ihrer Ausgabe vom 28.03.2006. Wörtlich heißt es:

"…Von den Plakaten über die Veranstaltungen bis zu den Themen stimmte alles. Im Mittelpunkt stand immer der populäre Kurt Beck. Es war schon gekonnt, wie der Ministerpräsident im Wahlkampf das „Aufsteigerland“ Rheinland-Pfalz verkaufte, obwohl auch dort nicht alles Gold ist, was Beck glänzen sah. Die Grünen sprachen denn auch mit einem Wortspiel spottend von einem „Aufschneiderland“ – und wurden vom Wähler für diese Majestätsbeleidigung damit bestraft, daß sie vor den Toren des Landtags bleiben müssen. "

Ein Karikaturist hat Kurt Beck im Wahlkampf als Sonnenkönig porträtiert, fährt die FAZ fort. Wörtlich lesen wir:

"Der Ministerpräsident wies den Vergleich natürlich, wie es sich gehört, weit von sich. Allenfalls von der Körpergestalt her, so sagte er verschmitzt, gebe es Ähnlichkeiten. Beck konnte aber nicht verbergen, daß er sich geschmeichelt fühlte – und den Vergleich so unpassend wohl nicht fand."