LESEZEICHEN : ZUM BEISPIEL KASSEL

In Kassel kann die SPD wieder gewinnen. Am vergangenen Sonntag (27.02.2005)setzte sich der SPD-Kandidat Bertram Hilgen gegen den amtierenden Oberbürgermeister Georg Lewandowski von der CDU durch.

Bundesfinanzminister Hans Eichel, einst SPD-Oberbürgermeister in Kassel, nennt den Ausgang der Oberbürgermeisterwahl eine "Chance für den Wiederaufstieg der Sozialdemokratie in Kassel", berichtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU (28.02.2005). Weiter schreibt das Blatt:

"Die SPD-Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti wertet die Wahlsiege der SPD-Kandidaten in Baunatal, im Main-Kinzig-Kreis und jetzt in Kassel als "gute Signale für die Kommunalwahl 2006". Die CDU sei weit von ihrem Anspruch entfernt, "Hessenpartei zu sein", sagte Ypsilanti. Der stellvertretende SPD-Bezirksvorsitzende in Nordhessen, Norbert Schüren, sagte, Hilgen habe mit großem Einsatz auf den Dialog mit den Bürgern gesetzt. "Das Ergebnis hat gezeigt, dass die Menschen positiv darauf reagieren, wenn man ihnen konkrete Pläne vorlegt." Für den Landesgeschäftsführer der Grünen, Kai Klose, ist das "Projekt Hessenpartei CDU" gescheitert. Nach Marburg gehe nun das zweite Oberbürgermeisteramt "an die politische Konkurrenz". Gründe für das Ergebnis sieht Klose auch in der Kampagne der CDU gegen Bundesaußenminister Joschka Fischer. Wer wie OB Georg Lewandowski (CDU) und Ministerpräsident Roland Koch (CDU) "dermaßen stark auf Polarisierung setzt, kann bei grünen Wählern keinen Stich machen" (…)"

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU schreibt weiter:

"Kassels CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Holler erwartet nach dem schlechten Ergebnis für den CDU-Kandidaten keine personelle Konsequenzen innerhalb der Partei. Die OB-Wahl sei für die CDU "elementar wichtig" gewesen, aber "wir haben es nicht vermocht, für Lewandowski genug Leute zu mobilisieren." Gefahr für die bisherige Kooperation mit den Grünen befürchtet Holler nicht. Die Grünen hätten mit der SPD keine guten Erfahrungen gemacht. Die rot-grüne Koalition war 1999 in Kassel geplatzt."

Soweit Zitate aus der FRANKFURTER RUNDSCHAU.

Bertram Hilgen war einer jener Wahlkämpfer, über die es hieß, man werde sie bald wieder vergessen haben, ist in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG (01.03.2005) zu lesen. Weiter heißt es:

"Für den 51-jährigen Hilgen, Vater eines 18-jährigen Sohnes, hat sich ein Wahlkampf gelohnt, den er bereits vor einem Jahr begann. Seitdem ließ er kein Vereinsfest unbesucht – er musste sich bekannt machen. Bisher übte er Tätigkeiten aus, bei denen man kaum in der Öffentlichkeit steht: Bevor Hilgen die Leitung des Rechenzentrums übernahm, war er drei Jahre lang, von 1996 bis 1999, Regierungspräsident in Kassel, davor arbeitete er anderthalb Jahrzehnte lang Hans Eichel zu: zunächst als Referent des damaligen OB, anschließend als Leiter des Rechtsamts. Als Eichel Ministerpräsident in Wiesbaden wurde, ging Hilgen als Büroleiter mit…"

Nach Ansicht der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG haben sie in der SPD ja selbst gestaunt, wie sehr der Amtsinhaber von der CDU ihnen das Feld überließ. Weiter schreibt das Blatt:

"Die Sozialdemokraten klebten Plakate vor Weihnachten, zwischen den Jahren sowie Anfang Januar. 1500 Hilgen-Porträts hingen bereits, als hernach endlich Lewandowski damit anfing. "Der hat gar kein Programm vorgelegt", sagte Hilgen. Er hingegen setzte auf Themen. Er will Eltern im dritten Kindergartenjahr die Beiträge ersparen, und, anders als der bisherige Amtsinhaber, sprach er sich gegen die Erweiterung eines Einkaufszentrums am Stadtrand aus, durch das sich Händler in der City bedroht sehen. Dies war das Thema, bei dem der alte OB die eigene Klientel verlor: Wenige Tage vor der Stichwahl riefen die Einzelhändler in einer Anzeige im Lokalblatt dazu auf, ihn nicht zu wählen."