23 Linden der Bebauung geopfert
Von Sven Hammann
50 Zentimeter Höhenunterschied im Gelände bedeuteten für 23 kräftige Linden das Ende: Sie wurden gefällt, damit der erste Teil des Neubaugebiets "Zündorf-Süd" einfacher erschlossen werden kann.
Zündorf – Die Baumreihe an der Ranzeler Straße war vor ungefähr zehn Jahren gepflanzt worden: auf dem Niveau des Ackers, der etwa 50 Zentimeter unter der Straße liegt. Weil der geplante Geh-und Radweg sowie die vorgesehene Bebauung nicht tiefer als die Straße angelegt werden sollen – wegen eindringenden Regenwassers und eines neuen Kanals unter dem Weg -, wurde die Anhebung des Baugebietes auf Straßenhöhe beschlossen. Aber eine 50 Zentimeter höhere Erdschicht um die Stämme hätten die Bäume nicht überlebt, also erteilte das Grünflächenamt die Genehmigung zur Abholzung.
Anwohner aus der Umgebung und Umweltschützer sind sauer. Bemängelt wird auch wegen des Kostenaufwands, dass erst Bäume gepflanzt und dann wieder abgeholzt wurden. "Da hätte es auch eine andere Lösung geben können", schimpft beispielsweise Anton Henk. Der Landwirt ist für die CDU sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Umwelt und Grün. "Die angekündigten Neupflanzungen sind doch kein Ersatz für die gestandene Baumreihe, die jetzt einfach abgehackt wurde." Dieser Ersatz sieht nach Auskunft von Jürgen Müllenberg vom Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit so aus: Nach Beendigung der Arbeiten, voraussichtlich im Jahr 2004, vielleicht aber auch erst zu Beginn der Pflanzperiode 2005, sollen 24 neue Winterlinden gesetzt werden. Das Bauvorhaben an der Ecke Ranzeler Straße und Loorweg ist seit der Kommunalwahl 1999 vor allem zwischen SPD und CDU heftig umstritten: Vorher war von ihnen einschließlich der Grünen festgeschrieben worden, dass die Bebauung erst nach Fertigstellung der Zündorfer Umgehungsstraße und der Verlängerung der KVB-Linie 7 bis zum Neubaugebiet realisiert werden dürfe. Bislang ist jedoch nicht absehbar, wann diese Vorhaben verwirklicht werden können.
Nach der Wahl rückte die zur stärksten Fraktion aufgerückte CDU von der Vereinbarung ab und beschloss mit ihrem damaligen Koalitionspartner FDP die Bebauung; später schloss sich im Stadtentwicklungsausschuss der neue Koalitionspartner Bündnis 90 / Grüne der Verwirklichung des Vorhabens gegen den Protest der SPD an, die vergeblich auf die Einhaltung der ursprünglichen Vereinbarung drängte.