Kölner Stadtanzeiger 14./15. Dezember 2002
Stinksauer auf "die Herren im Rathaus"
Marktbeschicker wollen ihre Plätze keinesfalls für Veranstaltungen aufgeben
Riesenärger um drei Samstage im Jahr: Die Wochenmarktbeschicker in Porz-Mitte lehnen einen Umzug strikt ab.
VON CHRISTOPH HENNES
Porz – Für Sonderveranstaltungen, die zur Belebung des Zentrums beitragen sollen, möchte die Verwaltung im kommenden Jahr den Marktplatz in Anspruch nehmen. Die Entscheidung darüber fiel in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung. Danach soll der Wochenmarkt auf dem Friedrich-Ebert-Platz an insgesamt drei Samstagen im Jahr verlegt werden.
Im Frühjahr ist hier zunächst ein großes „Maifest" geplant, danach soll unter dem Motto „Porz macht mobil" ein Automarkt viele Besucher anlocken und schließlich wird der traditionelle „Martinsmarkt" im November erstmals bis auf den Marktplatz wachsen.
Gegen die Stimmen der SPDFraktion und bei Enthaltung der Grünen wurde der Antrag mit den Stimmen von FDP und der CDUMehrheit in der Bezirksvertretung angenommen. „Kölsch trinken im Frühjahr, dazwischen eine Auto-Schau und Glühwein trinken im Herbst; das kann es doch wirklich nicht sein!" meinte dazu der SPDFraktionsvorsitzende Willi Stadoll und bezweifelte, ob mit den amtlich unterstützten Aktivitäten eine wirkliche Attraktivierung der Porzer Innenstadt erreicht werde.
Eine „Unverschämtheit" findet der Zündorfer Landwirt und langjährige Marktbeschicker Ludwig Broicher die Absichten der „Herren im .Rathaus": „Das Marktgeschäft ist ohnehin mit den Jahren zunehmend schwieriger geworden, und verdienen tut man auch immer weniger. Die Verwaltung ist selber schuld an dem Dilemma: Erst locken sie die großen Läden an, in dessen Folge eine ehemals gesunde Infrastruktur im Ort zu Boden geht, und dann versucht man, mit ein bisschen Gehampel die Leute wieder an-.. zulocken!" schimpft der 69jährige Broicher, dessen Familie schon über 60 Jahre Obst und Gemüse verkauft.
Auch Marktfrau Elfriede Engels ärgert sich über die Amtsabsichten:‘ „Immer mehr Knüppel werden einem zwischen die Beine geworfen. Die geplanten Veranstaltungen sind zudem noch in einer Zeit, wo das Geschäft halbwegs gut läuft. Konkret bedeutet das dreimal mehr Einbußen als ohnehin schon zu verzeichnen sind." Mit dem Gedanken an eine Ausweichfläche für den Wochenmarkt will sie sich gar nicht erst anfreunden. Über Jahre eingespielt sei der Besuch der Kunden, und bei sporadischen Ortswechseln befürchten die Marktleute das Ausbleiben eines Großteils der Käufer.