
Die Entscheidung, mit Klaus Laepple (CDU), einen Lobbyisten der Reisebranche zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats des Flughafens Köln/Bonn zu wählen, scheinen selbst seine Kölner Parteifreunde nicht mehr als gelungenen Schachzug zu werten. In seiner Online-Ausgabe vom 17. September berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger:
"Billigflüge stören Frieden am Flughafen
Von Andreas Damm und Lutz Feierabend
Knapp zwei Wochen nach dem ‚Burgfrieden‘ an der Spitze des Köln-Bonner Flughafens sind neue Verstimmungen aufgetreten.
Köln – ‚Man kann nicht Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens Köln/Bonn sein und sich fortlaufend mit der Geschäftsführung überwerfen‘, kommentiert der Kölner CDU-Fraktionschef und Bundestags-Kandidat Rolf Bietmann (CDU) jüngste Aussagen des Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Laepple zum Thema Billigflug. In seiner Funktion als Präsident des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalterverbandes (DRV) hatte dieser die zunehmende Gefahr für seine Branche durch Angebote beklagt, die über das Internet vertrieben werden. ‚Sie buchen ihren Billigflug, buchen das Hotel direkt und dabei sind die Reisebüros und die Veranstalter außen vor.‘ Und er warnte deshalb, es werde für die von ihm vertretenen Unternehmen ‚gefährlich, wenn die Menschen in Deutschland zu 20 Millionen Eigenveranstaltern werden‘.
Der Flughafen Köln/Bonn verfolgt aber genau die Strategie, vor allem Billigfluglinien anzuwerben. Nach einem in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streit über die Geschäftspolitik, der auch die Anteilseigner Bund und Land stark verärgert hatte, stellte sich der Aufsichtsrat sich einmütig hinter Geschäftsführer Michael Garvens. Zähneknirschend wurde ein Burgfrieden hergestellt, der durch Laepples erneuten Vorstoß aber wieder aufbrechen könnte. Bietmann jedenfalls will mit dem Parteifreund reden: ‚Sowas darf sich nicht wiederholen. Das ist schädlich für die Flughafen-Gesellschaft.‘
Geschäftsführer Michael Garvens, mit dem sich Laepple nach eigenen Angaben inzwischen ausgesprochen hat (‚Der Streit der Vergangenheit ist erledigt.‘) wünscht sich denn auch mehr Rückendeckung: ‚Ich erwarte, dass der Aufsichtsratsvorsitzende in der Öffentlichkeit wie bei internen Gesprächen die Strategie der Geschäftsführung, die der Aufsichtsrat ja einhellig beschlossen und begrüßt hat, nachhaltig unterstützt.‘
Dies könnte Laepple beispielsweise am 25. September tun, wenn die nächste Aufsichtsratssitzung turnusgemäß anberaumt wird. Garvens wollte nicht ausschließen, dass ‚die erneute Kritik am Billigflug dann Thema sein könnte‘. Laepple wiederum konnte die ganze Aufregung nicht ganz nachvollziehen. Seine Äußerungen als Verbandschef zum Thema Billigflug seien ’nichts Neues‘, sagte er dem ‚Kölner Stadt-Anzeiger‘ gestern. Einen Interessenkonflikt zwischen seinen beiden Funktionen – Verbandsvertreter der Reisebranche und Aufsichtsratschef des Flughafens – sehe er nicht. ‚Für mich ist das erst dann ein Problem, wenn Billigflug die Existenz der gesamten Branche – Reisebüros und Reiseveranstalter – bedroht. Dann würde ich als Aufsichtsratsvorsitzender Konsequenzen ziehen. Aber diese Situation sehe ich bei weitem noch nicht.‘
Im Gegenteil: Billigflug biete derzeit vielfältige Chancen. ‚Für Köln/Bonn gibt es zurzeit gar keine andere Alternative.‘ Allerdings dürfe man nicht zu optimistisch sein. ‚Wir werden 2003 einen Riesenaufschwung bekommen. Im darauf folgenden Jahr dürften dann aber die Kapazitäten den Realitäten angepasst werden.‘ Und es sei absehbar, dass die Billigflieger Germanwings (Lufthansa) und der Konkurrent Hapag Lloyd Express (TUI) dann ihr ab Köln/Bonn angebotenes Streckennetz überprüfen und vermutlich reduzieren werden. Keiner von beiden werde drei Flüge pro Tag nach London-Standsted kostendekend anbieten können.
Große Probleme prophezeit Laepple dagegen dem irischen Billig- flieger Ryanair, der derzeit ab Frankfurt/Hahn ein umfangreiches Billigflug-Programm anbietet. Weil Köln/Bonn erheblich besser erreichbar ist, werde der ehemalige Militärflughafen im Hunsrück ‚ganz dramatisch verlieren‘.
Weil das Land Rheinland-Pfalz besondere Unterstützung für die Fluggesellschaft an das Erreichen des Ziels ‚eine Million Passagiere pro Jahr‘ (Laepple) gekoppelt habe, treffe ein Rückgang der Kunden Ryanair doppelt. Klaus Laepple: ‚Das wird noch eine ganz spannende Geschichte’"